Spastikerverein Mannheim - unser Blog:

Informationen für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige

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Kräuter aus dem Hochbett

Wenn 70 Eier und sechs Kilogramm Mehl zu Spätzleteig verschafft und 14 Kilogramm Kartoffeln zu Gnocchi werden, dann lässt das auf eine Menge hungriger Mäuler schließen. „Wir haben uns in diesem Jahr für die Stadtranderholung vorgenommen, möglichst viel selbst zuzubereiten“, sagt Birgit Junker. Die zweite Vorsitzende des Spastikervereins Mannheim hatte nach 2016 erneut die Herrschaft über die Kochlöffel übernommen und dabei von Karin Eickmeyer tatkräftige Unterstützung erhalten. Letztere kam jeden Tag aus Gorxheimertal im Hessischen Odenwald nach Wallstadt ins Eleonore & Otto Kohler Haus, wo der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte zweimal eine Woche Stadtranderholung anbot. 28 Teilnehmer von zehn bis 68 Jahren waren in der zweiten Woche dabei, und die MSN besuchten sie an einem Nach- mittag. Einen Termin zu finden war insofern gar nicht so leicht, als die Gruppe viel unterwegs war. Ausflüge ins Aquadrom Hockenheim standen genauso auf dem Programm wie der Tierpark Worms, die alla-hopp!- Anlage in Ilvesheim oder das Freizeithaus im Luisenpark. Im Kinopolis mietete man einen Saal für eine Filmvorführung. „Wir brauchen bestimmte Gegebenheiten wie Barrierefreiheit und entsprechend Platz für die Betreuung unserer Teilnehmer“, sagt Julia Heinz, die gemeinsam mit Magdalena Bojahr und Franziska Paschke die Stadtranderholung federführend begleitete. Alle drei sind sie Studentinnen und auch sonst der Freizeit- und Begegnungsstätte verbunden, beispielsweise beim Samstagstreff der Freizeitgruppe des Vereins.

Die Stimmung beim MSN- Besuch war ausgelassen. Die Pressevertreterin wurde von einer Teilnehmerin zur Begrüßung und Erheiterung zuallererst mal ein wenig nass gespritzt. „Wasserschlachten nachmittags sind ein Muss“, sagte Birgt Junker und lachte. Der ausgewogenen Ernährung mit frischen Zutaten bei der Stadtranderholung in diesem Jahr mehr Raum einzuräumen, war ihr ein Anliegen. Eingekauft wurde bei lokalen Geschäften. „Wir haben wunderbare Unterstützung erhalten vom Obst- und Spargelhof Bossert, der Metzgerei Heilmann und Hipp’s Eierlädchen aus Wallstadt“, berichtet sie. Auch die Brotmanufaktur „Brot & Salz“ in der Plankenhofpassage war mit im Boot, und Thermomix-Vertreterin Ines Gund stellte kurzerhand eines ihrer Geräte zur Verfügung, damit möglichst viel selbst gekocht werden konnte. „Sogar die begehrte Nuss-Nougat-Creme“, erzählte Junker. Die BKK Pfalz erteilte einen Zuschuss für das eingereichte Essensprojekt. Die Kräuter für Salat oder Rührei wurden vom neuen Hochbeet geerntet und kamen ebenfalls frisch auf den Tisch. Dieses Hochbeet be- steht eigentlich aus drei einzelnen Beeten, damit die teilweise auf den Rollstuhl angewiesenen Besucher des Hauses auch von allen Seiten gut heran kommen. Erst im letzten Herbst angelegt, wachsen dort jetzt neben Kräutern auch Erdbeeren und Paprikapflanzen. Das Ganze dient hauptsächlich als Anschauungs- und Schnupperobjekt, um beispielsweise den Duft von Minze oder Basilikum kennenzulernen. Parallel zu den Stadtranderholungen fanden auch die beiden Sommerfreizeiten statt. Auch dort wurde das Themenprojekt „Ernährung“ dank eines Zuschusses der Axa-Versicherung aus deren Fördertopf „Herz zu Herz“ umgesetzt.

Nach Abschluss der Ferienaktivitäten geht es gleich mit einer Neuerung weiter: Ab 1. September wird im Kohler-Haus neben der bestehenden Freizeit- und Begegnungsstätte eine Tagesförder- und Betreuungsstelle für junge Menschen eingerichtet, die nach dem Schulabschluss aufgrund ihres Handicaps nicht in einer Behindertenwerkstatt arbeiten können. „Die Idee kam aus den Reihen unserer Eltern“, so Junker. Das Kohler-Haus stellt die Räumlichkeiten, in der Werkgemeinschaft Martinshof fand man einen geeigneten Partner. Die gemeinnützige GmbH besteht seit Juli 2009 und wurde vom Verein zur Förderung Junger Menschen Mannheim e. V. auf der Grundlage der Waldorfpädagogik gegründet, um nachschulische Projekte für Schulabgänger und andere interessierte junge Menschen mit Behinderung aufzubauen. Im Kohler-Haus sollen Montag bis Freitag von 8 bis 15.30 Uhr junge Menschen mit besonders hohem Assistenzbedarf durch sinnvolle Beschäftigung wie gemeinsames Einkaufen, gärtnerische Arbeiten, aber auch künstlerische Tätigkeiten gefördert und betreut werden. Die Gruppe wird mit sechs Teilnehmern starten und sich auf maximal zehn erweitern.

Der Text stammt von www.stadtteil-portal.de, nachzulesen hier auf Seite 6…
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